Geschichte Wilhelm Harms
In Erinnerung an einen einfallsreichen Geschäftsmann, einen Pioneer, der ging und wiederkehrte, scheiterte und dennoch an seine Ideen glaubte, Unkonventionelles wagte, Lebensmittel und Gastronomie miteinander verband und den ersten Lieferdienst in der Altstadt gründete – und all das in den 1920er-Jahren. Wilhelm Harms ist uns ein Vorbild, weswegen unser Markt seinen Namen trägt.
Kindheit und Jugend
Wilhelm Harms wurde 1873 in Nortorf geboren und ging nach einer traurigen Kindheit nach Hamburg, wo er den Beruf des Spediteurs erlernte. Während des 1. Weltkriegs fiel er als Soldat vom Pferd, woraufhin der Arzt vermutete, dass er an Epilepsie leide (was sich später als falsch herausstellte). Harms wurde nach Bethel geschickt und blieb.
Durch eine Erbschaft gründete er sein erstes Unternehmen in Bielefeld, eine Spedition. Doch das war nicht von Erfolg, denn all seine Pferde erkrankten und starben. Voller Trauer fasste er den Entschluss, nach Amerika auszuwandern und sein Glück dort zu suchen.
Doch das Schicksal meinte es anders mit Harms. Denn in den Auswanderungshallen in Hamburg lernte er seine spätere Frau Bertha kennen, die er zeitnah heiratete und erneut ein Speditionsgeschäft gründete. Doch auch diese Gründung war ohne Erfolg.
Die RÜckkehr nach Bielefeld
So zog es ihn zurück nach Bielefeld, wo er zu Beginn unterschiedlichsten Arbeiten nachging und nebenbei das Handeln für sich entdeckte. Er handelte hauptsächlich mit Partiewaren und kaufte Restposten auf. Er nannte sich »Bielefelder Partie-Warenhaus«. Zeitgleich eröffnete er das erste Kino in Bielefeld: Die Alte Post. Mit diesem ging er allerdings schnell pleite, da er nicht kalkulieren konnte und seine Eintrittspreise zu günstig waren (20 Pfennig pro Karte).
Doch er gab nicht auf, wollte es unbedingt schaffen und fing in den darauffolgenden Jahren intensiv mit dem Lebensmittelhandel an. Er gründete ein Kaffeegeschäft, ausgestattet mit ein paar Tischen, einen Butterkeller und ein weiteres Kino. Die Geschäfte liefen fortan nicht schlecht.
Das Kachelhaus entsteht
Als er 1927 das Grundstück Hagenbruchstraße 13 erwarb, wollte Wilhelm Harms ein ganz besonderes Wohn- und Geschäftshaus errichten und engagierte seinen jüdischen Freund, den Architekten Paul Löwenstein.
Harms wollte etwas Ausgefallenes und Besonderes für die Bielefelder erschaffen und so entstand 1928 das Kachelhaus. Durch seine vorausschauende Art und den Hang zum Risiko wurde das modernstes Lebensmittelhaus in Bielefeld gebaut – mit Lastenfahrstuhl und Kühlhaus.
Die Original Glocke von Wilhelm Harms
Von da an lag der Fokus nur noch auf dem Verkauf und Vertrieb von Lebensmitteln. Er war für seine außergewöhnlichen Verkaufsmethoden bekannt und stand beispielsweise vor der Ladenverkaufszeit mit einer Glocke vor seinem Geschäft und kündigte lautstark seine Waren und Angebote an.
Wilhelm Harms machte sich in Bielefeld einen Namen. Sobald die Lohntüten ausgeteilt wurden, holten die Frauen ihre Männer direkt an der Fabrik ab, damit die Männer nicht in Versuchung kamen diese in das Geschäft von Wilhelm Harms zu tragen. Die Kundinnen und Kunden standen oft in Viererreihen hintereinander und das gesamte Personal war im Höchsteinsatz.
Die »feine« Kundschaft ließ sich die, von ihnen bestellten, Waren oft bringen – auch hier war er ein Vorreiter seiner Zeit.
Wilhelm Harms starb am 21.5.1938